Es gibt zahlreiche Fallen, in die Eltern verständlicherweise tappen können. Man fühlt Stress bei der Arbeit und checkt deswegen in der Freizeit oder in den Ferien seine Mails. Man ist müde und möchte sich am Abend nicht mehr zum Joggen oder Spazierengehen aufraffen. Verführerisch leicht lässt sich der Fernseher bedienen, schnell hat man durch verschiedene Programme gezappt. Zu spät stellen viele fest, dass die Zeit vergeudet worden ist und man Seele und Körper besser hätte in Form bringen können.
Dabei ist es gar nicht so schwierig, Kindern das Leben bewusst vorzuleben und dabei selbst ausgefüllter und zufriedener zu sein. Vorausgesetzt, die Fallstricke sind einem selbst bewusst. Vergegenwärtige Dich immer, dass Kinder die Eltern sehr genau beobachten. Schon kleine Kinder erfassen intuitiv, wie sich Eltern fühlen und ob die Worte ihrer Eltern mit deren Taten übereinstimmen. Worauf also gilt es zu achten?
Sprechen und Handeln in Einklang bringen
Alle Eltern werden in Kindergarten und Schule über die Gefahren des Internets aufgeklärt. Hoch motiviert kehrt man dann vom Elternabend zurück und stellt Regeln auf. Beispielsweise wird dem erstaunten Nachwuchs erklärt, dass der Handy- und Internetkonsum nur auf eine halbe Stunde täglich begrenzt ist. Keine Frage, solche Überlegungen und Regeln sind sinnvoll. Doch viel wichtiger ist es, selbst ein überzeugendes Vorbild zu sein. Bevor man seine Kids maßregelt, sollte man offen und ehrlich mit den eigenen Vorlieben und Verhaltensweisen umgehen. Wann und wie oft surft man selbst im Netz? Sind Handy und iPad bei Tisch tabu oder wie ein stiller Freund, der immer befragt wird, ehe die Familienmitglieder miteinander kommuniziert haben?
Dasselbe lässt sich über Kochen und Essen sagen. Nicht jeder kocht gerne. Gemeinsame Mahlzeiten machen Mühe. Einkaufen, Gemüse schnippeln, Kartoffeln garen, aufdecken, abdecken, spülen: Dies alles kostet Zeit. Gegebenenfalls schmeckt den Kindern das Essen dann auch nicht und das wird deutlich kommuniziert. Ist das ein Grund aufzugeben? Keinesfalls! Bleibe geduldig, sprich mit Deinen Kindern und sag ihnen, was sie am Kochen schön finden. Kräuter duften gut, frische Karotten und Paprika schmecken süß und knackig, Salat hat viele Vitamine, es macht Freude in einzelnen Schritten eine leckere Soße anzurühren. Gerade kleine Kinder helfen gerne mit. Auch wenn es länger dauert: Lass Deine Kinder mithelfen und lobe sie ehrlich, aber nicht übertrieben. Kinder sollten lernen, dass Arbeit normal ist und dazu gehört.
Bleib im Gespräch
Kinder sind perfekte Beobachter. Sie erkennen schnell und klar, ob ihre Eltern authentisch sind. Darüber hinaus freuen sich Kinder, wenn sie ernst und wahrgenommen werden. Das Stichwort für einen bewussten Umgang mit allen Dingen fängt bei den eigenen Kindern an. Wende Dich Deinen Kindern zu, sprich mit Blickkontakt und sei präsent. Buggys schiebende, joggende und telefonierende Eltern wirken vielleicht lässig, sind aber kein Vorbild an liebevoller Zuwendung. Gerade Kinder spüren, ob die Eltern sich vollständig auf sie einlassen oder mehrere Dinge nebeneinander tun. Dabei ist es besonders wichtig, seinen Fokus – vor allem bei größeren Kindern – auch auf das Zuhören zu richten. Nur durch sanftes Nachfragen erfährt man, ob sich Kinder in der Schule wohlfühlen oder durch Bewertungen von Lehrern und Mitschülern verunsichert worden sind.
Lösungen finden
Jedes Gespräch ist wichtig. Noch wichtiger ist jedoch die positive Einstellung dem eigenen Leben gegenüber. Herausforderungen wird es immer geben. Die Frage ist, wie man mit ihnen umgeht. Bestärke Dein Kind zu einem bewussten Umgang mit den eigenen Gefühlen. Welche Lösung stellt sich Dein Kind vor, wenn es sich im Sportverein nicht wohlfühlt? Viele Eltern erwarten von ihren Kindern Leistungen, die sie selbst nicht erbracht haben. Das ist verständlich. Schließlich möchte man nur das Beste für sein Kind und kennt das Gefühl, im einen oder anderen Gebiet versagt zu haben. Aber: Fehler, Versagen und Niederlagen gehören zum Leben dazu. Durch Schwierigkeiten lernen wir uns besser kennen, suchen nach neuen Wegen, werden kreativ und aufgeschlossen für Neues. Bestärke Dich innerhalb der Familie. Besprich eigene Sorgen durchaus auch mit Deinen größeren Kindern. Das schafft Vertrauen und führt oft zu ungeahnten Lösungen.
In der Ruhe liegt die Kraft
Konzentration und Leistungsfähigkeit kann man spielerisch lernen. Wer Sport treibt und keinem falschen Leistungsgedanken aufsitzt oder ein Instrument lernt, übt sich in Hingabe. Hingabe kann man durch kleine Dinge lernen. Schärfe früh die Sinne Deiner Kinder. Lenke beim Waldspaziergang den Blick auf Schmetterlinge, fleißige Ameisen und ewig wechselnde Wolkenbilder. Genieße gemeinsam den Duft von frischem Heu im Sommer, das weiche Fell einer schnurrenden Katze, den Duft frischer Brötchen beim Bäcker oder das sanfte Rauschen der Wellen, die an Land plätschern. Lass Deine Kinder die Augen schließen und einen weichen Stoff fühlen oder an Kräutern riechen. Es gibt viele Möglichkeiten, die Sinne zu schulen, ohne schulmeisterlich zu sein.
Kann Dein Kind keine Schleife binden und die Lehrerin macht Druck, lass es nicht aus der Ruhe bringen. Oft genügt ein bisschen Kreativität, um eine Spannung zu lösen: Beim gemeinsamen Spaziergang durch den Park übt man mit einem Grashalm, eine Schleife zu binden. Gemeinsame Zeiten der Stille stärken den Zusammenhalt und das Wohlbefinden. Warum nicht ein paar Minuten auf einer Parkbank sitzen und den Enten zusehen? Oder in eine Kirche gehen und die alten Glasfenster betrachten? Auch eine Bergtour mit fantastischen Ausblicken schärft den Sinn für die Schönheit der Natur in klarer Luft.
Die Natur lieben lernen
Die Natur ist unser größter Lehrmeister. Bäume, Blumen, Tiere: Alles lebt in einem eigenen Kreislauf, den man gemeinsam betrachten und erforschen kann. Wer gelernt hat, einen liebevollen Blick auf die Natur zu haben, wird dieses Gefühl auch auf Menschen übertragen. Viele Familien haben daher einen Hund oder eine Katze. Aber auch Vögel, Insekten und Eichhörnchen begeistern mit ihren Fähigkeiten, ihrer Schönheit und ihrer natürlichen Lebensfreude.
Es ist verständlich, dass man sich über lang anhaltende Regen ärgert. Doch ist es sinnvoll? Ärger ist reflexiv: Man ärgert sich! Deswegen ist es besser, Wege zu finden, wie man mit schlechtem Wetter umgehen kann. Gummistiefel, Regenmantel und Schirm sind einfache Mittel, um schlechtem Wetter zu trotzen und nach einem Spaziergang an der frischen Luft wieder gut gelaunt nach Hause zurückzukehren. Gerade der Wechsel ist anregend. Bewegung und der Kontakt mit Sonne, Regen und Wind sind auch für die Psyche des Menschen essenziell.
Für Bewegung sorgen
Kinder brauchen Abwechslung und Bewegung. Am besten ist es, täglich länger an die frische Luft zu gehen. Denke daran: Trinken und gesundes Essen mitzunehmen, denn Kinder werden schnell hungrig bzw. durstig! Besser als Eis oder Schokoriegel vom Kiosk sind knackige Karotten, Äpfel oder frisches Brot. Wer mit Kindern unterwegs ist, kann sich kleine Spiele ausdenken. Nimm einen Ball mit, ein Springseil oder eine Slackline. Wenn sich zwei Familien treffen, kann man zusammen Fußball spielen oder in einem städtischen Park ein Volleyballnetz aufbauen.
Bewegung macht schlau, denn die Koordination von Armen, Beinen und Händen schafft direkt Synapsen im Gehirn, die allerdings nur dann erhalten bleiben, wenn man sie immer wieder trainiert.
Kinder, die vor dem Lernen eine Runde Fahrrad fahren oder im heimischen Garten Fußball spielen, lernen leichter und schneller, als wenn sie direkt nach der Schule oder der Mittagsbetreuung ihre Hausaufgaben machen sollen.
Doch auch hierbei gilt: Wir Eltern sind immer das Vorbild, ob uns das passt oder nicht. Wenn man selbst viel raucht oder jeden Abend eine Flasche Wein trinkt, muss man sich nicht wundern, wenn Jugendliche dasselbe tun wollen. Das bedeutet nicht, dass man sich als Eltern Lebensfreude, Optimismus und Feiern abgewöhnen muss. Im Gegenteil: Kinder lieben Eltern, die aktiv sind. Kinder orientieren sich an Müttern und Vätern, die ihnen die Welt vermitteln, eigene Begeisterung formulieren und sie zu Dingen anregen. Sei es, ein Instrument zu lernen, einem Sportverein beizutreten, gemeinsam einen Kuchen zu backen oder eine Fahrradtour zu unternehmen.
Weniger ist mehr
„Less is more“ – der berühmte Satz des großen Architekten Mies van der Rohe besitzt immer noch volle Gültigkeit. Es ist sinnvoll, Kinderzimmer nicht mit allem, was die Werbung vorschlägt, auszustatten. Eine gute Idee ist außerdem, mit seinen Kindern das Kinderzimmer gemeinsam zu gestalten. Kinder finden es toll, wenn Eltern mit ihnen etwas Handwerkliches bauen. Auch Spiele und Lesen fördern Konzentration und das spielerische Lernen. Große Wünsche kann man langsam wachsen lassen, etwa, indem man darauf spart. Vorfreude ist eine besonders schöne Freude, weil sie die Fantasie in Gang setzt. Zu bewusstem Leben gehört Neugierde. Dann macht Lernen Spaß!
Ausblicke
Natürlich wissen auch wir von body’n brain, dass man nicht alles richtig machen kann. Sehe es als Chance, mit Deinen Kindern zu reifen und zu wachsen. Kinder sind ein hervorragender Spiegel und das Wertvollste, was Eltern besitzen. Wer bereit ist, ohne Wenn und Aber Zeit mit seinen Kindern zu teilen und die Gefühle seiner Kinder ernst zu nehmen, wird immer profitieren. Der eine oder andere Umweg schadet nicht, lass Dich niemals entmutigen!